Nach zwei turbulenten Jahren am Immobilienmarkt scheint die Flaute überwunden. Sinkende Preise, rückläufige Nachfrage und steigende Zinsen hatten die Branche vor große Herausforderungen gestellt. Doch aktuelle Zahlen des immowelt Preiskompasses zeigen: Die Kaufpreise in deutschen Metropolen steigen wieder. Das erste Quartal 2024 markiert in vielerlei Hinsicht eine Wende. Welche Faktoren treiben diese Entwicklung an, und was bedeutet sie für Käufer, Verkäufer und Makler?
Die Ausgangslage: Zwei Jahre Flaute
Die letzten Jahre waren geprägt von Unsicherheit. Der sprunghafte Anstieg der Bauzinsen hatte viele potenzielle Käufer abgeschreckt. Dies führte zu einer gesunkenen Nachfrage, weniger Abschlüssen und einem deutlichen Rückgang der Preise. In Städten wie Stuttgart oder Frankfurt am Main brachen die Kaufpreise um mehr als 15 % ein. Auch für Makler war die Situation schwierig: Weniger Verkäufe und niedrigere Provisionen waren die Folgen.
Doch der Jahreswechsel 2023/2024 brachte erste Hoffnungsschimmer. Bereits im vierten Quartal 2023 waren in 11 von 15 großen Städten Preisanstiege zu verzeichnen, wenn auch nur moderat. Diese Entwicklung setzte sich nun im ersten Quartal 2024 deutlich fort.
Was sagen die Zahlen?
Laut immowelt Preiskompass stiegen die Angebotspreise von Bestandswohnungen in 14 der 15 größten deutschen Städte mit über 500.000 Einwohnern an. Im Durchschnitt betrug der Preisanstieg 1,9 %, nach einem Plus von 1,3 % im Vorquartal. Besonders auffällig: Städte wie Dortmund, Stuttgart und München verzeichnen kräftige Zuwächse.
- Dortmund: Hier gab es mit 2,8 % den stärksten Anstieg aller untersuchten Städte. Der Quadratmeterpreis liegt nun bei 2.499 Euro.
- Stuttgart: Nach einem Einbruch von über 17 % in den letzten zwei Jahren zeigt sich auch hier die Erholung. Die Preise stiegen um 2,1 % auf 4.715 Euro pro Quadratmeter.
- München: Die teuerste Stadt Deutschlands verzeichnete einen Anstieg von 2,4 % im ersten Quartal. Der Quadratmeterpreis liegt bei beeindruckenden 8.076 Euro.
Lediglich Berlin stellt eine Ausnahme dar: Hier sanken die Preise um 1 %, was unter anderem auf eine verzögerte Anpassung an die gesamtwirtschaftliche Lage zurückgeführt wird.
Die Treiber der Erholung
Ein Hauptgrund für die Trendwende sind die sinkenden Bauzinsen. Nachdem diese in den letzten Jahren rapide gestiegen waren, gingen sie im vergangenen Halbjahr erstmals spürbar zurück. Dadurch wird Wohneigentum wieder erschwinglicher, und die Nachfrage nach Baufinanzierungen zieht an.
Makler berichten von einem deutlichen Plus an Anfragen, was sich auch in den steigenden Preisen widerspiegelt. Experten gehen davon aus, dass dieser Trend anhalten könnte – insbesondere, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins weiter senkt. Viele Finanzexperten erwarten entsprechende Anpassungen bereits im Juni 2024.
Was bedeutet das für Käufer?
Für potenzielle Immobilienkäufer bedeutet die aktuelle Entwicklung vor allem eines: Handlungsbedarf. Die Preise haben vielerorts die Talsohle durchschritten und zeigen wieder nach oben. Zwar bewegen sich die Preise in einigen Städten wie Frankfurt oder Stuttgart weiterhin unter dem Niveau von vor zwei Jahren, doch die Erholung ist spürbar.
Wer auf weitere Zinssenkungen wartet, könnte von schneller steigenden Preisen überrascht werden. Denn die Kombination aus niedrigen Zinsen und einer wachsenden Nachfrage dürfte die Dynamik in vielen Märkten weiter anheizen. Besonders in Städten mit hohem Zuzug, wie München, Hamburg oder Köln, bleibt die Nachfrage stark.
Chancen für Makler und Verkäufer
Für Makler, die in den letzten Jahren schwierige Zeiten erlebt haben, ist die aktuelle Entwicklung eine gute Nachricht. Steigende Preise bedeuten höhere Provisionen, und die zunehmende Nachfrage sorgt für mehr Abschlüsse. Gleichzeitig bleibt der Markt in Bewegung, was besonders in Städten mit stabiler Nachfrage attraktiv ist.
Verkäufer profitieren von der gestiegenen Dynamik, sollten jedoch die lokale Marktsituation genau beobachten. In einigen Städten könnten Preissteigerungen auch bedeuten, dass die Konkurrenz unter Verkäufern zunimmt. Ein fundierter Blick auf die Marktgegebenheiten ist daher entscheidend.
Regionale Unterschiede im Fokus
Nicht alle Städte profitieren gleichermaßen vom Aufschwung. Während Metropolen wie München, Hamburg oder Stuttgart klare Preisanstiege verzeichnen, bleibt das Ruhrgebiet weiterhin vergleichsweise günstig. Hier stiegen die Preise zwar ebenfalls, doch das Niveau bleibt niedrig:
- Duisburg: 1.848 Euro pro Quadratmeter (+0,1 %)
- Essen: 2.465 Euro pro Quadratmeter (+1,7 %)
- Dortmund: 2.499 Euro pro Quadratmeter (+2,8 %)
Die Unterschiede zeigen, dass sich die Zinsentwicklung unterschiedlich stark auf die Märkte auswirkt. In Regionen mit niedrigeren Preisen und geringeren Kreditsummen sind die Effekte weniger ausgeprägt.
Ein Blick in die Zukunft
Die Aussichten für den Immobilienmarkt sind optimistisch. Felix Kusch, Geschäftsführer von immowelt, sieht klare Anzeichen für eine nachhaltige Trendwende: „Nach zwei Jahren Flaute verdichten sich die Anzeichen, dass die Trendwende am Immobilienmarkt erreicht sein könnte.“
Die nächsten Monate könnten zeigen, wie stark der Markt tatsächlich zurückkehrt. Weitere Zinssenkungen könnten die Erholung beschleunigen und in beliebten Städten wie München oder Hamburg sogar wieder stärkere Verteuerungen auslösen. Gleichzeitig bleibt der Markt volatil: Politische Entscheidungen, die wirtschaftliche Entwicklung und die Zinspolitik der EZB werden entscheidend sein.
Fazit
Der Immobilienmarkt 2024 zeigt sich auf Erholungskurs. Nach zwei schwierigen Jahren mit sinkenden Preisen und rückläufiger Nachfrage zieht die Dynamik wieder an. Käufer, Verkäufer und Makler können vorsichtig optimistisch in die Zukunft blicken.
Die nächsten Monate versprechen spannende Entwicklungen – und für alle Beteiligten die Chance, von einer stabileren Marktlage zu profitieren.