Der deutsche Immobilienmarkt zeigt 2024 ein neues Gesicht: Nach der Zinskrise, die die Branche in den letzten Jahren geprägt hat, deuten aktuelle Entwicklungen auf eine Stabilisierung hin. Der immowelt Preiskompass für das 3. Quartal 2024 bietet detaillierte Einblicke in die jüngsten Trends und verdeutlicht, dass der Markt nach wie vor in einer Findungsphase steckt. Schwankungen gehören zum Alltag, doch das Fundament wird stabiler – eine Nachricht, die Makler und Immobilienexperten mit vorsichtigem Optimismus erfüllt.
Aufwärtstrend bei Bestandswohnungen
Die jüngsten Zahlen zeigen: Die Angebotspreise für Bestandswohnungen stiegen im dritten Quartal 2024 durchschnittlich um 0,8 % und erreichten 3.128 Euro pro Quadratmeter. Besonders im Ruhrgebiet konnten Städte wie Dortmund (+3,7 %), Duisburg (+1,6 %) und Essen (+1,3 %) deutliche Zuwächse verzeichnen. Diese Entwicklung ist ein Lichtblick, insbesondere nach den starken Preisrückgängen, die viele Regionen in den letzten Jahren erlebt haben.
In Städten wie Hamburg setzt sich der positive Trend ebenfalls fort. Hier stiegen die Preise um 2,2 %, was das dritte Quartal in Folge mit einem Anstieg markiert. Dies zeigt, dass das Vertrauen in den Markt langsam zurückkehrt und sich die Nachfrage stabilisiert.
Unterschiede in den Metropolen
Ein differenziertes Bild zeigt sich in den deutschen Großstädten mit über 500.000 Einwohnern. München, traditionell die teuerste Stadt des Landes, erlebte im 3. Quartal einen minimalen Preisrückgang von 0,1 %, womit die durchschnittlichen Quadratmeterpreise bei 8.190 Euro blieben. Ähnlich entwickelte sich Köln, wo die Preise um 0,8 % auf 5.977 Euro fielen.
Interessanterweise blieb Berlin stabil. Die Hauptstadt konnte ihren durchschnittlichen Preis von 4.859 Euro pro Quadratmeter halten, was auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage hinweist. Auch in Städten wie Düsseldorf (+2,3 %), Dresden (+3,3 %) und Stuttgart (+2,4 %) zeigt sich ein klarer Aufwärtstrend, der das Vertrauen der Käufer widerspiegelt.
Leipzig als Ausnahme
Während viele Städte Stabilität oder Wachstum erleben, zeigt Leipzig eine gegenläufige Entwicklung. Mit einem Rückgang von 4,3 % auf 2.283 Euro pro Quadratmeter ist die Stadt eine der wenigen, die sich dem allgemeinen Aufwärtstrend entzieht. Dieser Rückgang könnte auf eine spezifische Marktsituation vor Ort hindeuten, etwa ein Überangebot oder eine gedämpfte Nachfrage. Leipzig bleibt damit die zweitgünstigste Stadt unter den untersuchten Großstädten und könnte für Kaufinteressenten eine interessante Option sein.
Warum befindet sich der Markt in einer Findungsphase?
Die derzeitige Stabilisierung des Immobilienmarktes ist vor allem auf das Ende der Zinskrise zurückzuführen. Die Zinswende hatte zuvor massive Auswirkungen auf die Immobilienpreise, da die Finanzierungskosten für Käufer erheblich gestiegen waren. Nun zeigen die gesunkenen Bauzinsen erste Wirkungen, und die massiven Preisanpassungen der letzten zwei Jahre gehören der Vergangenheit an.
Allerdings bedeutet dies nicht, dass der Markt bereits wieder in eine Phase des anhaltenden Wachstums eingetreten ist. Vielmehr befindet sich der Markt in einer „Findungsphase“, in der Angebot und Nachfrage sich an die neuen Rahmenbedingungen anpassen.
Erschwerend kommt hinzu, dass energetische Anforderungen, wie sie durch das Gebäudeenergiegesetz gestellt werden, zusätzliche Unsicherheiten für Käufer und Verkäufer schaffen. Vor allem Immobilien mit schlechter Energiebilanz geraten zunehmend unter Druck, da Kaufinteressenten hier größere Verhandlungsspielräume nutzen können.
Lichtblick für Makler und Immobilienprofis
Trotz der Herausforderungen zeigt der Markt positive Signale. Für Immobilienprofis bedeuten die aktuellen Entwicklungen, dass sie optimistischer in die Zukunft blicken können. Der Preiskompass verdeutlicht, dass die Phase starker Unsicherheit nach der Zinskrise überwunden ist und sich die Kauflaune der Verbraucher allmählich erholt.
Besonders in Regionen mit spürbaren Preisanstiegen, wie dem Ruhrgebiet, eröffnen sich neue Chancen. Hier zeigt sich, dass auch in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit regionale Märkte unterschiedlich auf Herausforderungen reagieren können.
Für Makler bleibt es jedoch wichtig, die Entwicklungen genau zu beobachten und ihre Strategien flexibel anzupassen. Die Zeiten, in denen sich Immobilien nahezu von selbst verkauften, sind vorbei. Stattdessen ist eine intensive Beratung gefragt, die sowohl Verkäufer als auch Käufer durch die neuen Marktbedingungen navigiert.
Fazit: Stabilität kehrt zurück
Insgesamt deutet vieles darauf hin, dass der Immobilienmarkt auf einem guten Weg ist, sich nach den turbulenten letzten Jahren zu stabilisieren. Die Angebotspreise für Bestandswohnungen zeigen eine klare Tendenz zur Normalisierung, auch wenn die Findungsphase noch nicht vollständig abgeschlossen ist.
Für Käufer und Verkäufer bedeutet dies, dass sich der Markt weiterhin in Bewegung befindet. Die Zeiten der extrem niedrigen Zinsen und der damit verbundenen hohen Preise werden nicht wiederkehren. Doch die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass sich der Immobilienmarkt an die neuen Bedingungen anpasst und sich eine neue Normalität etabliert.
Immobilienprofis können diese Phase nutzen, um ihre Position zu stärken und durch fundierte Beratung das Vertrauen ihrer Kunden zu gewinnen. Der Markt bietet Chancen, die durch eine gezielte Analyse und eine individuelle Herangehensweise optimal genutzt werden können.