Der Immobilienmarkt in Deutschland zeigt im zweiten Quartal 2024 eine deutliche Erholungstendenz. Nachdem die Kaufpreise deutschlandweit in den letzten beiden Jahren aufgrund verschiedener Krisen rückläufig waren oder stagnierten, lässt sich nun ein positiver Trend erkennen. Besonders erfreulich ist dies für Immobilienmakler, die nach der langen Durststrecke auf eine Stabilisierung des Marktes hoffen.
Laut dem aktuellen immowelt Preiskompass für das zweite Quartal 2024 haben die Angebotspreise von Bestandswohnungen deutschlandweit durchschnittlich um 0,3 Prozent zugelegt. Dieser leichte Anstieg, obwohl er im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres schwächer ausfällt, zeigt, dass der Immobilienmarkt wieder Boden gutmacht. Besonders erfreulich: Die aktuellen Quadratmeterpreise liegen erstmals seit Beginn der Krise wieder leicht über dem Vorjahresniveau. Der mittlere Quadratmeterpreis für eine Bestandswohnung, beispielsweise aus den 1990er-Jahren, beträgt nun 3.111 Euro – ein Plus von 0,2 Prozent gegenüber Juli 2023.
Positive Entwicklung bei den Zinsen
Der Hauptgrund für die Erholung des Immobilienmarktes liegt laut Experten unter anderem in den verbesserten Finanzierungsbedingungen. Während die Bauzinsen in den Jahren 2022 und 2023 stark angestiegen waren und dadurch sowohl Käufer als auch Investoren zurückhaltend machten, hat sich die Situation inzwischen merklich entspannt. Piet Derriks, Geschäftsführer von immowelt, bestätigt: „Dass die Angebotspreise mittlerweile wieder das Vorjahresniveau erreicht haben, verdeutlicht die positive Entwicklung. Hauptgrund dafür ist, dass Finanzierungen leichter zu stemmen sind als im vergangenen Jahr. Hinzu kommt, dass die Europäische Zentralbank positive Botschaften sendet, was weitere Zinssenkungen angeht.“ Diese Entwicklungen haben das Vertrauen der Marktteilnehmer gestärkt und zu einer erhöhten Nachfrage geführt.
Makler sollten die Bauzinsen weiterhin genau im Auge behalten, da sich hier entscheidende Weichenstellungen für die weitere Marktentwicklung abzeichnen. Sollte die Europäische Zentralbank (EZB) in den kommenden Monaten weitere Zinssenkungen ankündigen oder umsetzen, könnten die Kaufpreise weiter ansteigen. Eine erneute Senkung der Bauzinsen würde die Nachfrage zusätzlich beflügeln, was sich positiv auf die Preisdynamik auswirken dürfte.
Erholung in den Großstädten
In den deutschen Metropolen zeigt sich der Trend der Erholung besonders deutlich. So haben sich in München die Angebotspreise von Bestandswohnungen im zweiten Quartal 2024 um 1,8 Prozent erhöht, nachdem sie bereits im ersten Quartal um 3,1 Prozent gestiegen waren. Der aktuelle Quadratmeterpreis liegt nun bei stolzen 8.153 Euro, was München zur teuersten Stadt Deutschlands macht.
Auch Hamburg zeigt ein ähnliches Bild. Hier haben sich die Preise im zweiten Quartal um 2,1 Prozent erhöht, nachdem im ersten Quartal nur ein Anstieg von 0,6 Prozent verzeichnet wurde. Mit einem aktuellen Quadratmeterpreis von 5.904 Euro gehört Hamburg zu den teuersten Städten der Republik. Interessanterweise hat sich die Preisdynamik in Hamburg zuletzt sogar verstärkt, was auf eine besonders hohe Nachfrage schließen lässt.
Köln, die größte Stadt in Nordrhein-Westfalen, verzeichnete im zweiten Quartal ebenfalls einen leichten Anstieg der Quadratmeterpreise. Diese erhöhten sich um 0,4 Prozent auf nun 4.729 Euro. Obwohl dies im Vergleich zu den vorherigen Quartalen, in denen ein Plus von 7,5 Prozent zu verzeichnen war, moderat erscheint, zeigt es doch, dass der Kölner Markt weiterhin robust ist und sich positiv entwickelt.
Berlin als Ausnahme
Eine interessante Ausnahme bildet Berlin. Während in den meisten deutschen Großstädten die Preise steigen, verzeichnet die Hauptstadt weiterhin leichte Rückgänge. Im zweiten Quartal 2024 sind die Preise für Bestandswohnungen um 0,2 Prozent gesunken, nachdem bereits im ersten Quartal ein Rückgang von 0,7 Prozent zu verzeichnen war. Aktuell liegt der Quadratmeterpreis in Berlin bei 4.879 Euro. Der Rückgang in der Hauptstadt ist jedoch weniger drastisch als in anderen Städten, die von der Immobilienkrise betroffen waren. Im Vergleich zu ihrem Höchststand im Juli 2022, als der Quadratmeter noch 5.240 Euro kostete, ist der Preisverfall in Berlin moderat.
Der Grund für diese Entwicklung in Berlin liegt in der spezifischen Marktsituation der Stadt. Während der Preisrückgang in anderen Metropolen nach dem Zinsanstieg stärker und schneller erfolgte, hat sich der Berliner Markt relativ stabil gehalten. Nun setzt sich die leichte Korrektur fort, jedoch auf einem insgesamt hohen Niveau.
Herausforderungen in Frankfurt und Stuttgart
Während in den meisten deutschen Großstädten eine leichte Preissteigerung zu verzeichnen ist, sind Frankfurt und Stuttgart aktuell von einer Marktkorrektur betroffen. In Frankfurt, wo die Quadratmeterpreise im ersten Quartal noch um 5,5 Prozent gestiegen waren, gab es im zweiten Quartal einen Rückgang von 0,6 Prozent auf nun 5.199 Euro. Auch in Stuttgart kam es nach einem Anstieg von 3,9 Prozent im ersten Quartal zu einer leichten Korrektur von 0,8 Prozent. Der aktuelle Quadratmeterpreis liegt hier bei 4.638 Euro.
Diese Entwicklungen in Frankfurt und Stuttgart zeigen, dass der Markt in diesen Städten noch volatil ist. Während andere Städte wie München und Hamburg eine kontinuierliche Erholung erleben, gibt es in Frankfurt und Stuttgart noch Unsicherheiten, die den Markt in den kommenden Monaten prägen könnten.
Steigende Preise in Hannover und dem Ruhrgebiet
Im Gegensatz zu Frankfurt und Stuttgart hat sich in einigen anderen Städten der positive Trend aus dem Vorquartal fortgesetzt. Besonders in Hannover war die Entwicklung bemerkenswert: Hier haben sich die Quadratmeterpreise um 3,1 Prozent auf 3.266 Euro erhöht, was das größte Plus unter den untersuchten Städten darstellt. Bereits im ersten Quartal hatte Hannover einen Anstieg von 4 Prozent verzeichnet, was zeigt, dass der Markt in der niedersächsischen Landeshauptstadt weiterhin sehr dynamisch ist.
Auch in anderen Großstädten wie Düsseldorf, Bremen und Leipzig setzte sich der positive Trend fort. In Düsseldorf stiegen die Preise um 2,5 Prozent auf 4.219 Euro, während in Bremen und Leipzig ein moderater Anstieg von jeweils 0,8 Prozent verzeichnet wurde.
Im Ruhrgebiet zeigt sich jedoch ein anderes Bild. In Städten wie Dortmund, Essen und Duisburg gingen die Preise im zweiten Quartal wieder zurück. Besonders stark fiel der Rückgang in Dortmund aus, wo die Preise um 3,7 Prozent auf nun 2.443 Euro sanken. Auch in Essen und Duisburg gab es Rückgänge, wobei Duisburg mit einem Quadratmeterpreis von 1.862 Euro die günstigste Stadt der Analyse bleibt.
Fazit: Optimismus für die Zukunft
Insgesamt lässt sich festhalten, dass sich der deutsche Immobilienmarkt im Jahr 2024 auf Erholungskurs befindet. Trotz regionaler Unterschiede und vereinzelt rückläufiger Preise zeigt der Trend in den meisten Städten nach oben. Besonders positiv ist die Entwicklung in den Metropolen, wo sich die Nachfrage wieder deutlich belebt hat.
Für Immobilienmakler bedeutet dies, dass der Markt wieder Chancen bietet, jedoch ist es ratsam, die Zinsentwicklung genau zu beobachten. Sollten die Bauzinsen weiter sinken, könnte dies den Markt erneut ankurbeln und zu weiteren Preissteigerungen führen. Insgesamt besteht jedoch Grund zum Optimismus – der Immobilienmarkt hat sich stabilisiert und zeigt deutliche Anzeichen einer langsamen, aber kontinuierlichen Erholung.