Vor einem Jahr verkündete Bundesbauministerin Klara Geywitz voller Stolz die Einführung des digitalen Bauantrags, ein Meilenstein für schnellere und effizientere Genehmigungsverfahren. Doch die Realität zeigt, dass dieser Weg voller Hindernisse ist. Eine aktuelle Übersicht enthüllt, dass bundesweit erst gut 1000 Bauanträge über die digitale Plattform eingegangen sind.
Die Gründe für den schleppenden Fortschritt sind vielfältig. Bisher beteiligen sich nur zehn Bundesländer an der einheitlichen „digitalen Baugenehmigung“, und selbst in diesen Ländern nutzen nicht alle Bauämter das neue System. Das Baurecht liegt in Deutschland in der Verantwortung der Länder, was zu einem Flickenteppich aus unterschiedlichen Zuständigkeiten und Vorgehensweisen führt.
Ein zentraler Baustein für die Verzögerungen sind mangelnde Schnittstellen und die zögerliche Nutzung der neuen Systeme durch die Behörden. Oftmals funktionieren die Verknüpfungen zwischen dem Onlinedienst und den verwendeten Fachverfahren nicht reibungslos, wie jüngst bei einem Besuch der Bauministerin in Rostock deutlich wurde. Hier fordert die Leiterin des Bauamts, Ines Gründel, eine gesetzliche Standardisierung der Fachverfahren.
Die Bilanz der ersten 12 Monate fällt daher ernüchternd aus. Trotz des großen Potenzials, den Genehmigungsprozess zu beschleunigen, sind bisher nur 235 der 691 beteiligten Bauaufsichtsbehörden tatsächlich aktiv an das System angeschlossen. Im Gegensatz dazu zeigen einzelne Bundesländer wie Bayern und Hamburg bereits erhebliche Fortschritte mit eigenen digitalen Lösungen.
Doch es gibt auch positive Signale. Gespräche mit weiteren Bundesländern über die Einführung des digitalen Bauantrags laufen, und eine bevorstehende Novelle des Baugesetzbuchs soll die dringend benötigten Schnittstellen gesetzlich festlegen. Dies könnte den Weg für eine breitere Akzeptanz und Nutzung ebnen.
Die digitale Bauantragsstellung ist ein wichtiger Schritt hin zu einer effizienteren Verwaltung. Auch wenn der Weg dorthin noch holprig ist, lassen die bisherigen Entwicklungen hoffen, dass Deutschland bald flächendeckend von schnelleren und einfacheren Genehmigungsverfahren profitieren wird.
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